Gerade größere Unternehmen arbeiten oft mit vielen externen IT-Dienstleistern –etwa Freiberuflern, Beratungs-, Software- und Systemhäusern zusammen. Das macht Arbeit, der man sich durch Komplettauslagerung entledigen kann.

Je größer ein Unternehmen, desto größer auch die Zahl der IT-Dienstleister, mit der es zu tun hat. Das erzeugt im Unternehmen viel Arbeit: Abrechnungen und Arbeitsergebnisse müssen geprüft, Qualitätssicherung betrieben und für oft sehr spezielle Aufgaben erst der richtige externe Partner gefunden werden.

Nicht selten stehen dafür irgendwann keine ausreichenden Kapazitäten mehr zur Verfügung. Die Folge: Eventuell arbeitet derselbe Dienstleister in einem großen Unternehmen in mehreren Abteilungen zu unterschiedlichen Konditionen, mehrere Servicepartner werden von unterschiedlichen Abteilungen unabhängig für dieselben Aufgaben eingekauft, es existieren keine verbindlichen, auf spezielle Aufgaben bezogenen und unternehmensweit gültigen Qualitätsmaßstäbe für externe IT-Dienstleister. Diese Ineffizienzen führen dazu, dass Unternehmen mehr für IT-Services bezahlt und weniger Leistung bekommt als möglich wäre, wenn alle Prozesse rund um die Verwaltung externer Dienstleister vereinheitlicht wären. Weil dazu intern häufig Zeit und manchmal auch Know-how fehlen, lohnt sich die Auslagerung. So jedenfalls die These der TPM (Third Party Management)-Dienstleister.
Von ihnen gibt es in Deutschland vielleicht ein Dutzend. Die meisten Anbieter betreiben wie etwa Goetzfried oder Hayes neben dem kompletten Management des Dienstleister-Portfolios für ihre Kunden auch einfache Personalausleihe für IT-Spezialisten.

Andere Unternehmen, etwa die GFT-Tochter emagine konzentrieren sich ausschließlich auf das TPM-Geschäft. Emagine beschäftigt 15 Mitarbeiter, von denen die meisten lange Erfahrung im IT-Einkauf haben, und hat gegenwärtig 650 Dienstleister unter Vertrag beim Kunden. Viele von ihnen sind Systemhäuser oder Integratoren, aber es sind auch Freiberufler darunter. Im vergangenen Jahr setzte emagine mit TPM 55 Millionen Euro um.

Beliebt ist TPM in der Finanzindustrie, deren Unternehmen traditionell mit besonders vielen IT-Dienstleistern zusammenarbeiten. Ein Beispiel dafür liefert die IT-Tochter der Ergo-Versicherungsgruppe, Itergo. Dort entschloss man sich 2005, das Management der 60 nicht-strategischen IT-Dienstleister an emagine auszulagern. Der TPM-Partner kauft nun die IT-Leistungen für das IT-Unternehmen zentral ein und hat die Prozesse transparenter gestaltet. Das hat zu Einsparungen beim Einkauf geführt, die Itergo jedoch nicht beziffern möchte. Branchentypisch sollen, so Dr. Oliver Ehret, Director Finance Resourcing Group, GFT Resource Management, fünf bis zehn Prozent geringere Einkaufskosten pro Jahr sein. Dafür erhält emagine eine absolute Bearbeitungsgebühr pro Arbeitstag, die nichts mit dem Honorar der Dienstleister zu tun hat. Außerdem kann der Kunde jederzeit sehen, welche Honorare jeder IT-Dienstleister erhält.
Dieses Modell hält Johanna Nägelsbach, unabhängige Beraterin und Konfliktlöserin im IT-Einkaufssektor, für beispielgebend. »Häufig findet man Modelle, bei denen auf das Honorar, der IT-Dienstleisters einfach ein teilweise sehr hoher Prozentsatz aufgeschlagen wird. Das ist für den Kunden, der sein externes IT-Personal über diesen Vermittler bezieht, nicht transparent. Das heißt, der Kunde verliert jeden Überblick darüber, was er an wen bezahlt.«

Zudem entstehe bei solchen Modellen für den Personaldienstleister der Anreiz, ein möglichst hohes Volumen zu vermitteln, um seinen Gewinn zu erhöhen. Laufe ein Projekt länger als geplant, kürze der Kunde häufig das Honorar der IT-Diensleister. »Es ist üblich, dass diese Kürzung voll an den IT-Spezialisten weitergegeben wird, während der Personaldienstleister bei seiner Marge bleibt«, kritisiert Nägelsbach. Dann seien die Dienstleister demotiviert, was dem Projektfortschritt und der Qualität der erbrachten Leistungen schade.

Diese Ansichten sind freilich nicht unumstritten. »Honorarbasierende Modelle fördern keinesfalls den Missbrauch durch den Personaldienstleister«, betont Sven Herzberg, Vorstand Vertrieb beim IT-Personaldienstleisters Goetzfried AG aus Wiesbaden. „Das würden unsere Kunden gar nicht dulden, sie verlangen von uns nachweisbare Leistungen in Form sinkender Kosten im IT-Personaleinkauf.“
Trotzdem sieht auch Herzberg bei TPM-Projekten durchaus Risiken für die Kunden. So müssen die internen Prozesse gegebenenfalls umgestaltet und TPM als Modell etabliert werden. Außerdem bestehe die Gefahr, im Unternehmen etablierte IT-Berater zu verlieren, weil sie keinen Vertrag mit dem Personaldienstleister schließen wollen. Lohnend sei ein TPM-Modell schon ab fünf bis sechs Externen, die verwaltet werden müssen.

Goetzfried gehört zu den Unternehmen, die ihren Kunden sowohl einfache Personalausleihe als auch TPM anbieten. Der Dienstleister beschäftigt 200 Angestellte und rund 500 freie Mitarbeiter. Etwa 40000 IT-Freiberufler für die unterschiedlichsten Themen stehen in der Kartei. Systemhäuser oder Integratoren sind nur wenige dabei. Rund zehn bis 15 Prozent erwirtschaftet Goetzfried mit TPM, den Rest des Umsatzes von 54 Millionen Euro (2007) mit der projektbezogenen Vermittlung von Einzelkräften. Die von dem Unternehmen gelisteten Freiberufler treten drei bis fünf Prozent ihrer Umsätze an den Vermittler ab. Rund neun Monate sind sie Spezialisten durchschnittlich bei einem Kunden. Die Vorarbeiten, die für eine TPM-Komplettlösung nötig sind, bekommt der Kunde dafür als Beratungsleistung kostenlos.

Artikel von Ariane Rüdiger erschienen bei InformationWeek.